21. Mai 2020 Chris

Was ich aus zwei Monaten Podcast gelernt habe

Vor zwei Monaten ging die erste Folge von NATÜRLICHE AUSREDE online. Also bin ich seit zwei Moaten Podcaster.
Wie’s dazu kam, kann man später noch lesen, falls das von Interesse ist.

Fehler wurden gemacht und werden immer noch gemacht. Man wird besser. Langsam wird man besser. Hoffentlich.
Und es macht Spaß. Es macht verdammt viel Spaß. Und man lernt. Man lernt eine Menge. Zum Beispiel:

Keine Hallen, keine Echos

Versuche in einer Umgebung mit so wenig Nachhall wie möglich aufzunehmen. Das spart sehr (sehr, sehr) viel Zeit beim Editing und die Tracks klingen direkter.

Mikrofondisziplin

Im Idealfall halten alle Beteiligten einen gleichbleibenden Abstand zum Mikrofon wenn sie sprechen. Versuche, die „Zwei-Faust-Regel“ zu verinnerlichen und weise deine Gäste ebenfalls darauf hin, wenn nötig.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Idealfälle selten sind.

Eine Deadline hilft

Bestimme einen festen Veröffentlichungsturnus und halte dich daran. Wenn dein Podcast zB. jeden Dienstag um 8.00 Morgens online sein soll, tue alles dafür, dass es so passiert. Vollkommen egal, ob du 5 oder 5000 Zuhörer hast.

Viel öfter die Klappe halten

Was meist erst im Edit auffällt. Anstatt seinen Gegenüber einfach mal ausreden zu lassen, hat man sich viel zu häufig berufen fühlt, einen wunderbaren Gedankenfluss durch eine am Ende gar nicht mal so clevere Bemerkung zu unterbrechen.

Viel öfter die Klappe halten (Teil II)

Wird auf eine Frage nicht umgehend geantwortet, muss man sie nicht umformulieren, zerpflücken oder zerfasern. Lass sie im Raum stehen, lass die Stille für dich arbeiten. Da wird schon was kommen.

Keinen Alkohol während der Aufnahme

Man fühlt sich lockerer, aufgeschlossener und wortgewandter aber höchstwahrscheinlich kommt nur eine sprachliche Trägheit rüber. Ausserdem trocknet der Mund aus. Dann trinkt man mehr und es wird nicht besser.

„Don’t leave it in the hallway“

Unmittelbar vor der Aufnahme sollten nicht die besten Themen vorgekaut werden. Auch wenn gegen ein kurzes Kennenlernen natürlich nichts einzuwenden ist. Aber bitte off-topic und wirklich kurz.

Keine Pausen

Vermeide Pausen. Es sei denn, es geht nicht anders. Die Chancen stehen gut, dass man nach einer Unterbrechung nur mühsam wieder zu einem Gesprächsfluss zurück findet.


Prequel

Am 16. März 2020 fiel der Hammer. Sämtliche Produktionen, Konzerte, Veranstaltungen, die meine Firma 21Hz Backline & Concert oder irgendeine andere hätte betreuen, umsetzen oder ausstatten sollen, wurden abgesagt oder verschoben. Bis auf Weiteres…

Auf den Schock folgte das tägliche Beobachten der Zahlen.
Infektionen, Mortalitätsraten, Genesungen, Trends, Entwicklungen im Auslang. Das CSSE Dashboard der Johns Hopkins wurde zum Bildschirmschoner.

Zwei Dinge wurden klar.

  1. Niemand kann beziffern oder benennen, was noch geschehen wird, da wir absolutes Neuland betreten.
  2. Es wird lange dauern, bis das kulturelle Geschehen wieder stattfindet.

Also warum über die Ungerechtigkeit der Welt jammern, wenn man einen Podcast starten kann? Lang gehegte Träume soll man nicht warten lassen, wenn dann auch tatsächlich die Zeit, diese allzu knappe Resource, dafür vorhanden ist.

Mikrofone, Kabel, Interface, Laptop mit einer DAW, alles da. Kann losgehen. Aufnahme!
Einen Plan, wo das Ganze hingehen sollte, gab es damals nicht und gibt es Heute auch nicht. Ich wollte einfach nur mit Leuten sprechen, oder noch besser, sie sprechen lassen.

Und Heute? Nun, ganz langsam regt sich ja wieder was im Veranstaltungssektor.

Irgendwann werden wir uns dann am Lagerfeuer diese alten „Kriegsgeschichten“ erzählen.
„Weißt du noch damals? Corona 2020?“

Und es wird klingen, wie wir heute von Situationen berichten, die sich, als wir mittendrin waren, widrig, unangenehm und bedrohlich präsentierten. Wahrscheinlich, weil sie es waren. In dem Moment.
Aber die jetzt und hier, nachdem wir sie überwunden haben, und das schon seit Langem, lieb gewonnene, vielleicht amüsante oder sogar lehrreiche Erinnerungen sind.

Der glimpflich verlaufene Autounfall, der nur ein Blechschaden war.
Das Verschwinden der Brieftasche auf dem Flohmarkt in Paris.
Der schreckliche Kater nach einer langen, langen Nacht.

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